Effizienz und ökonomisches Prinzip
Da Bedürfnisse grundsätzlich als unbegrenzt angenommen werden, Güter zu ihrer Befriedigung hingegen nur begrenzt vorhanden sind, ergibt sich ein Knappheitsproblem. Hieraus lässt sich die Norm der Effizienz ableiten, die im Zentrum des Wirtschaftens steht und ihren Ausdruck im ökonomischen Prinzip (auch Wirtschaftlichkeitsprinzip, Rationalprinzip) findet.
Effizienz lässt sich allgemein als Verhältnis von Ergebnis zu Aufwand definieren. Dabei hängt die Konkretisierung des ‚Ergebnisses‘ von der jeweiligen Fragestellung ab. Es lässt sich beispielsweise in Nutzen- oder Geldeinheiten angegeben und auf unterschiedliche Bezugsgruppen (einzelne Individuen, Gruppen, Unternehmen, Gesamtbevölkerung) anwenden. Insofern ist Effizienz auch als Nutzen-Kosten-Verhältnis interpretierbar. Sie gilt als Maß der Wirtschaftlichkeit.
Das ökonomische Prinzip kann sich ich in drei Varianten konkretisieren:
- Maximalprinzip: Bei gegebenem Aufwand soll das Ergebnis maximiert werden, zum Beispiel in fünf Stunden (gegebener Aufwand) möglichst viel Geld (zu maximierendes Ziel/Ergebnis) verdienen.
- Minimalprinzipbeziehungsweise Sparsamkeitsprinzip: Bei gegebenem Ergebnis ist der Aufwand zu minimieren, zum Beispiel 100 Euro (gegebenes Ziel/Ergebnis) mit möglichst wenig Arbeitszeit (zu minimierender Aufwand) verdienen.
- Optimumprinzip: Hierbei sind weder Ergebnis noch Aufwand fest vorgegeben, vielmehr wird eine möglichst optimale Kombination von Ergebnis und Aufwand angestrebt. Bezogen auf obiges Beispiel des Geldverdienens wäre das Optimumprinzip erfüllt, wenn der Nettostundenlohn möglichst hoch ist. Dabei wären je nach konkreten Rahmenbedingungen beispielsweise Überstundenzuschläge (spräche für möglichst hohe Arbeitszeit) und die Steuerprogression (spräche für geringere Arbeitszeit) zu berücksichtigen. Optimale Zustände zu ermitteln kann im Einzelfall deutlich anspruchsvoller sein als das Handeln nach dem Minimal- oder Maximalprinzip und mathematische Verfahren erfordern. Allerdings genügt es dem Kriterium der Effizienz in besonderer Weise und wird vor allem in betriebswirtschaftlichen Kontexten verfolgt, etwa zur Ermittlung der optimalen Bestellmenge.
Wenn mehrere Zielfunktionen angestrebt werden (zum Beispiel Erhöhung des Nutzens von A, B und C) ist auch das Kriterium der Pareto-Effizienz beziehungsweise des Pareto-Optimums von Bedeutung. Pareto-effizient ist ein Zustand dann, wenn es nicht möglich ist, ein Ziel besser zu erreichen, ohne dass dies zulasten eines anderen Ziels geht.
Pareto-Effizienz ist vor dem Knappheitshintergrund grundsätzlich anzustreben, da hier keine weiteren relevanten Wertfragen involviert sind. Die darüber hinausgehende Effizienz im Sinne der obigen Definition ist hingegen nur bedingt als alleiniger Wertmaßstab zur Beurteilung von Situationen beziehungsweise Alternativen geeignet, da die Zielfunktion (das angestrebte Ergebnis) zunächst beliebig und normativ neutral ist, Wirtschaften meist jedoch weitere Normen wie Gerechtigkeit betrifft.
Hierzu ein Beispiel: Angenommen in einer Gesellschaft fallen 90 % des (Netto-)Einkommens auf 5 % der Bevölkerung und es gibt keine Umverteilung. Eine solche Situation ist Pareto-effizient, da man niemanden besserstellen kann, ohne die Situation einer anderen Person zu verschlechtern. Ebenfalls Pareto-effizient wäre die Situation nach einer steuerlichen Umverteilung, in deren Konsequenz eventuell nur noch 40 % des Nettoeinkommens auf die 5 % der Personen mit dem höchsten Einkommen entfallen. Umverteilungsmaßnahmen können sich jedoch negativ auf die Motivation zu arbeiten beziehungsweise auf die hergestellte Gütermenge auswirken. Wenn Effizienz in diesem Zusammenhang aus dem Verhältnis von Gütermenge zur Erwerbsbevölkerung ermittelt wird, würde sich eine sinkende Effizienz aufgrund der Umverteilungsmaßnahme ergeben. Solche Entscheidungen jedoch lediglich unter dem Gesichtspunkt der Effizienz zu bewerten und andere Kriterien wie Gerechtigkeit zu ignorieren, kann zu unerwünschten Ergebnissen führen.