Wirtschaft und ökonomische Bildung
Auf dieser und den verlinkten Seiten kann nur sehr grob über 'Wirtschaft' informiert werden. Der Fokus besteht in einer Erläuterung der Begrifflichkeiten (vor allem Kategorien bzw. Denkschemata), die in den Spielanalysen verwendet werden. Für eine vertiefte Darstellung sei auf das Buch 'Ökonomische Bildung' verwiesen, das hier auch als kostenloses E-Book verfügbar ist. Neben fachwissenschaftlichen Informationen (z.B. Geschichte ökonomischen Denkens, Kategorien) finden sich dort vor allem Informationen, die zur Gestaltung des Wirtschaftsunterrichts und damit für Wirtschaftslehrkräfte von Bedeutung sind.
Ausgehend von der vereinfachenden Annahme, dass menschliche Bedürfnisse tendenziell unendlich, die zu ihrer Befriedigung verfügbaren Güter jedoch nur in beschränkter Menge vorhanden sind, ergibt sich ein Knappheitsproblem. Dies legt zumindest aus ökonomischer Perspektive rationales Verhalten beziehungsweise Entscheidungen derart nahe, dass - vor dem Hintergrund gegebener Anreize, Restriktionen und Unsicherheit - der zu erwartende Nutzen für den Entscheider maximiert wird und die Mittel möglichst effizient eingesetzt werden. Aufgrund von Synergieeffekten und Spezialisierungsvorteilen empfiehlt sich insbesondere Kooperation und Arbeitsteilung mehrerer Akteure. Hieraus können soziale Konflikte und Ungleichheit entstehen. Außerdem muss die Frage geklärt werden, welche Güter hergestellt und wie sie verteilt werden sollen.
Diese Fragen und Probleme, die sowohl aufgrund systemischer Strukturen als auch wegen individueller Entscheidungen (zum Beispiel bei Dilemmasituationen und externen Effekten) entstehen können, lassen sich mittels geeigneter Institutionen klären. Wichtige Institutionen sind Märkte, die nach unterschiedlichen Regeln gestaltet sein können, beispielsweise mit Wettbewerb und freier Preisbildung. Weitere Institutionen sind unter anderem Gesetze, Verordnungen oder Systeme zur materiellen Umverteilung. Insofern kann die Wirtschaftsordnung eines Landes auch als spezifisches Arrangement von Institutionen verstanden werden.
Um die komplexe Funktionsweise von Volkswirtschaften zu verstehen, hilft die Vorstellung, dass viele Sachverhalte in einem Interdependenzverhältnis beziehungsweise vernetzt stehen und Waren-, Informations- und Geldflüsse in Kreisläufen zirkulieren. Darüber hinaus gilt es bei den meisten Aspekten Zielkonflikte zu managen sowie wirtschaftliche Phänomene und Prozesse als dynamisch und veränderbar zu erkennen, woraus sich die Bedeutung systemischen Denkens ergibt.
Eine vertiefte Darstellung der angesprochenen Kategorien und Denkschemata findet sich auf den unten verlinkten Seiten.
Ausgewählte Kategorien und Denkschemata
- Arbeitsteilung
- Bedürfnis und Nutzen inkl. Knappheit
- Effizienz, Nutzen-Kosten-Verhältnis und ökonomisches Prinzip
- Entscheidung, Risiko und Zielkonflikt
- Externe Effekte
- Gerechtigkeit, Ungleichheit
- Güter
- Institution
- Koordination und Wirtschaftsordnung
- Opportunitätskosten
- Rationalität
- Systemisches Denken inkl. Dynamik
- Transaktionskosten
- Vernetzung und Interdependenz
- Wachstum
- Wettbewerb
Lebenssituationen
Während kategoriale Ansätze ökonomischer Bildung (s.o. Kategorien) sich an fachwissenschaflichen Systematiken orientieren, bündeln lebenssituationsorientierte Konzepte ökonomischer Bildung bestimmte Kompetenzen, die zur Bewältigung ökonomisch gepägter Lebenssituationen benötigt werden. Hierzu werden insbesondere folgende Situationsgruppen gezählt:
- Verbraucher, z.B. für Entscheidungen in den Bereichen Konsum, Geldanlage, Kreditnachfrage oder Versicherungen
- Erwerbstätiger inkl. Berufwahl (Berufsorientierung) und Unternehmensgründung/-führung (Entrepreneurship Education)
- Bürger, beispielsweise zur Urteilsbildung im Hinblick auf wirtschaftspolitische Maßnahmen
Kompetenzbereiche
Bezugnehmend auf die Bildungsstandards des Gemeinschaftsausschusses der deutschen gewerblichen Wirtschaft (S. 19 ff.) werden die zahlreichen Einzelkompetenzen bei den Spielanalysen folgenden Kompetenzbereichen zugeordnet:
Entscheidung und Rationalität: Die Fähigkeit in ökonomisch geprägten Lebenssituationen eine rationale Auswahl unter Handlungsalternativen zu treffen und bei dieser Entscheidung die Handlungsrestriktionen zu beachten. Dies beinhaltet folgende Fähigkeiten: In der konkreten ökonomischen (Entscheidungs-)Situation können sie [die Schüler]die gegebenen Handlungsmöglichkeiten identifizieren, die gesetzten Handlungsgrenzen ermitteln und beachten, die voraussichtlichen Handlungsfolgen antizipieren und mit Bezug auf ihre Präferenzen bewerten sowie die beste Alternative auswählen. Auf lange Sicht können sie ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern. Sie sind bereit und in der Lage, diese Fähigkeiten für sich und stellvertretend für andere Menschen verantwortlich einzusetzen.
Beziehung und Interaktion: Die Schülerinnen und Schüler sollen wirtschaftliche Beziehungen im Hinblick auf divergierende und konvergierende Interessenkonstellationen beschreiben und bewerten. Sie können die Bedeutung kooperativer und konfliktärer Beziehungen im Wirtschaftsprozess erkennen und beurteilen. Dies beinhaltet folgende Fähigkeiten: In konkreten und typisierten sozialen Zusammenhängen können die Schülerinnen und Schüler die Divergenz oder Konvergenz von Interessen analysieren sowie die Formen kooperativer Interaktionen analysieren und gestalten. Sie können Institutionen als Verfestigung von Verhaltenserwartungen analysieren und ihre Entstehung nachvollziehen.
Ordnung und System: Die Schülerinnen und Schüler sollen wirtschaftliche Zusammenhänge als systemische Effekte erkennen. Sie bewerten staatliches Handeln in einer marktwirtschaftlichen Ordnung und dessen Konsequenzen für Individuen, verschiedene Gruppen und die Gesellschaft auf der Basis ökonomischer Kenntnisse und mit Blick für vernetzte Effekte und sie erläutern die grundlegenden Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft (z.B. Freiheit, sozialer Ausgleich). Dies beinhaltet folgende Fähigkeiten: Sie können Aspekte des Marktsystems analysieren. Sie können das Marktsystem, insbesondere die Soziale Marktwirtschaft, im Hinblick auf verschiedene Kriterien und Leitideen beurteilen und bewerten. Sie können die Rolle des Staates in Marktprozessen analysieren und individuelle politische Handlungsmöglichkeiten analysieren und gestalten.