This Grand Life (TGL)

Kurze Spielbeschreibung

Bei This Grand Life (TGL) simuliert der Spieler das Leben seines Avatars. Es gilt die Bedürfnisse der Spielfigur möglichst gut zu befriedigen, wobei die Knappheit von Lebenszeit und Geld zu berücksichtigen ist.

Die Spielprinzipien sind vergleichsweise schnell erfasst und in Tutorials erklärt, so dass sich kaum spielerische Einstiegshürden ergeben. Allerdings ist TGL (derzeit) lediglich in Englisch verfügbar. Das Spiel vermag durchaus über mehrere Stunden zu unterhalten. Allerdings ist es phasenweise sehr repetitiv, etwa während eines mehrjährigen Studiums. Auch der Langzeitspielspaß hält sich in Grenzen.

Abgesehen von der Sprachhürde dürfte TGL bereits ab der Sekundarstufe I sinnvoll einsetzbar sein, wenngleich es ebenfalls gut von Erwachsenen gespielt werden kann.

TGL läuft auf PC, wobei es nur geringe Anforderungen an die Hardware stellt und keine Internetverbindung benötigt. Das Spiel ist bei Steam für 10 Euro (reduziert für 6 Euro) erhältlich.

 

 

Kompetenzbereiche

 

  A) Entscheidung und Rationalität

 +++

  B) Beziehung und Interaktion

 

  C) Ordnung und System

 

 

 

Kategorien

 

Arbeitsteilung/Kooperation

 

Bedürfnis

 +++

Effizienz/Kosten-Nutzen-Denken

 ++

Gerechtigkeit

 +

Knappheit

 +++

Opportunitätskosten

 ++

Rationalität

 ++

Risiko/Unsicherheit

 +

Zielkonflikt

 +++

Erläuterung

+ wenig    ++ mittel    +++ viel

Allgemeine
Lernziele

Geduld

Weitere Inhalte:

Inflation, Berufsorientierung

tgl-beschreibung-anleitung (PDF, 791,67 KB)
Lernpotenzial 

1. Lebenssituationen

Neben der Perspektive von Erwerbstätigen übernimmt der Spieler in TGL vor allem die von Verbrauchern, was in nur wenigen Spielen der Fall ist. Insofern vermag TGL Beiträge zu zentralen Bereichen der ökonomischen Bildung zu leisten: zur Verbraucherbildung, zur finanziellen Bildung, zur Entrepreneurship-Education und zur Berufsorientierung. Im Hinblick auf die Berufsorientierung wird deutlich, dass viele attraktive und anspruchsvolle Berufe einer längeren und teilweise anstrengenden Qualifikation bedürfen und häufig mehrere Karriereleitern zu erklimmen sind. Dadurch wächst ein Verständnis dafür, dass viele attraktive Berufe eines längerfristigen Engagements bedürfen und sich oft eine frühzeitige, systematische Karriereplanung anbietet. Durch die Option, ein eigenes Unternehmen zu gründen, setzen sich Schüler evtl. erstmals mit diesem Gedanken auseinander. Durch TGL wird deutlich, dass die Unternehmensgründung zwar nicht einfach ist (Qualifikations- und Kapitalanforderungen sowie Herausforderungen bei der Kundenakquise), sie jedoch zunächst auch berufsbegleitend erfolgen kann. Darüber hinaus wird deutlich, dass mit einem eigenen Unternehmen potenziell ein viel höheres Einkommen einhergeht als mit einer Tätigkeit als abhängiger Arbeitnehmer.

 

2. Kategorien

TGL vermag ein vertieftes Verständnis grundlegender ökonomischer Kategorien zu fördern. So stehen Bedürfnisse und ihre Befriedigung im Zentrum des Spiels. Dabei gilt es, mit Knappheit von Lebenszeit und damit unmittelbar zusammenhängend auch Geld umzugehen, was gerade zu Spielbeginn eine größere Herausforderung darstellt. Vor diesem Hintergrund ist auf Effizienz zu achten, also auf ein möglichst optimales Verhältnis von Kosten und Nutzen bzw. Input und Output-Verhältnis einer Entscheidung. Beispielsweise gilt es:

  • auf kurze Wege zu achten, um keine Zeit zu verschwenden,
  • für die geleistete Arbeitszeit einen möglichst hohen Stundenlohn zu erhalten,
  • effizienzfördernde Investitionen zu tätigen, beispielsweise für einen Ofen und Kühlschrank, so dass man das Bedürfnis nach Nahrung kostengünstiger als in Restaurants befriedigen kann.

Bei vielen Entscheidungen sind auch die Opportunitätskosten zu berücksichtigen. So können viele Bedürfnisse durch verschiedene Maßnahmen befriedigt werden, die sich oft durch ihren Zeit- und Kostenaufwand voneinander unterscheiden. Beispielsweise kann man in TGL seine Gesundheit durch Joggen ohne finanziellen Aufwand verbessern, während dies im Sportstudio Geld kostet aber schneller geht. Bei der Entscheidung, welche Variante günstiger ist, gilt es den jeweiligen Stundenlohn zu berücksichtigen: Bei einem hohen Gehalt liegen die Opportunitätskosten der verlorenen Zeit in Form entgangenen Einkommens meist höher als die Geldersparnis.

In TGL gibt es mehrere Zielkonflikte zu managen, etwa zwischen Bedürfnisbefriedigung ein Einkommenserwerb. Vor allem ist zwischen kurz- und langfristigen Zielen abzuwägen, beispielsweise zwischen Maßnahmen zur Erhöhung des Lebensglücks wie kulturelle Aktivitäten oder Partnerschaften und langfristig wirkenden Investitionen etwa in die eigene Bildung. Dies erfordert sich seiner Prioritäten bewusst zu werden und nicht alle Ziele gleichzeitig anzustreben. So besteht eine Erfolgsstrategie in TGL darin, zunächst die Rahmenbedingungen zur Befriedigung der wichtigsten Bedürfnisse zu schaffen, dann zu studieren und erst mit erhöhtem Einkommen anspruchsvollere Bedürfnisse zu befriedigen und Partnerschaften einzugehen.

Gerade aufgrund der Schwierigkeiten zu Beginn des Spiels vermag TGL für Ungleichheit und Gerechtigkeitsfragen zu sensibilisieren. So wird deutlich erfahrbar, dass ärmere Menschen bereits mit der Bewältigung grundlegender Bedürfnisse hinreichend ausgelastet sind und nur unter großen Schwierigkeiten langfristig wirkende Investitionen tätigen können. In TGL stellt beispielsweise ein Studium bereits mit Studienkrediten eine Herausforderung dar, die ohne Kredite fast gar nicht zu bewältigen wäre.

Aufgrund von Zufallsereignissen wie Diebstählen oder defekten Geräten zeigt TGL die Notwendigkeit zur Rücklagenbildung aufgrund schwer antizipierbarer Risiken auf.

3. Weitere Inhalte

Jenseits dieser Denkschemata sind weitere wirtschaftliche Inhalte in TGL enthalten. Da Inflation im Spiel abgebildet ist, sensibilisiert TGL zur Notwendigkeit gelegentlicher Gehaltserhöhungen und der verzinsten Geldanalage, wenn man keine Kaufkraftverluste erleiden möchte.

Weiterhin besteht die Möglichkeit mit Aktien zu handeln, wozu etliche Kennziffern wie Dividendenrendite oder Kurs-Buchwert-Verhältnis dargestellt werden. Wenngleich die Prognose der Aktienkurse recht schwer ist, bietet TGL doch eine Motivation, sich mit Aktienhandel und Kennziffern auseinanderzusetzen.

Außerdem sind grundlegende Aspekte der Unternehmensführung wie Marketing und das Einstellen von Mitarbeitern zumindest in Ansätzen in TGL enthalten.

 

 4. Fehlkonzepte

Unreflektiertes Spielen von TGL vermag jedoch auch zu Fehlkonzepten bzw. falschen Vorstellungen über wirtschaftliche Sachverhalte führen. Gerade das (lukrative) Führen eines eigenen Unternehmens ist im Spiel recht leicht und risikoarm. So können Mitarbeiter ohne Kosten und Zeitverzögerung eingestellt und entlassen werden, es gibt keine Fixkosten die zu größeren finanziellen Problemen im Falle wegbleibender Aufträge führen könnten, es gibt keine Konkurrenz und grundsätzlich sind alle angebotenen Aufträge recht leicht zu erfüllen, ohne dass dabei nennenswerte Risiken aufträten. Insofern könnten die Herausforderungen beim Führen eines Unternehmens unterschätzt und die – durchaus vorhandene – Attraktivität der Selbstständigkeit überschätzt werden.

Im Hinblick auf die beruflichen Tätigkeiten wird in TGL fast ausschließlich der monetäre Aspekt abgebildet. Dass Arbeit auch Freude bereiten bzw. der Selbstverwirklichung und sozialen Bedürfnissen entgegenkommen kann, geht aus dem Spiel nicht hervor.

Darüber hinaus scheinen viele Tätigkeiten unangemessen viel Zeit in Anspruch zu nehmen oder übermäßig teuer zu sein. So kostet eine Pizza 80 Euro und ihr Konsum nimmt 5 Stunden in Anspruch. Der Spieler sollte sich deshalb bewusst machen, dass viele scheinbar konkrete Aktivitäten und Sachverhalte eigentlich starke Abstraktionen darstellen, um den Spielfluss nicht unangemessen kleinteilig zu gestalten.[1]


[1] So wäre es keine Freude, wenn man pro Spielrunde 21 Mahlzeiten zu sich nehmen und 7mal duschen müsste.

Unterrichtseinsatz

Da TGL recht schnell zu erlernen ist und seine lernrelevanten Inhalte in vergleichsweise kurzer Zeit erschlossen werden können, ist sein Einsatz im Unterricht durchaus gerechtfertigt. Grundsätzlich bietet sich dabei fächerübergreifender Unterricht mit Englisch an, da TGL (derzeit) nur in Englisch verfügbar ist. Zur Unterstützung der Schüler kann untenstehende Liste mit Übersetzungen wichtiger Begriffe dienen.

Der Einstieg in TGL kann anhand der Tutorials erfolgen, wobei lediglich das erste komplett durchgespielt werden sollte. Bei den folgenden Tutorials genügt es, sich kurz mit ihren zentralen Ideen auseinanderzusetzen. Allerdings kann auf die Tutorials auch verzichtet werden, insbesondere wenn eine Spielbeschreibung (s.o.) zur Verfügung steht. In jedem Fall sollten die Schüler angehalten werden, sich zunächst systematisch mit den Spielprinzipien auseinanderzusetzen, was anhand folgender Fragen bzw. Aufgaben erfolgen kann:

  • Welche Funktionen haben die einzelnen Gebäude?
  • Wie lassen sich die unterschiedlichen Bedürfnisse befriedigen? Wodurch unterscheiden sich die verschiedenen Maßnahmen zur Befriedigung eines Bedürfnisses voneinander?
  • Wozu dienen die verschiedenen Güter?
  • Welchen Berufen kann man nachgehen? Welche Voraussetzungen sind hierfür zu erfüllen?
  • Was sind die Voraussetzungen, um sich selbstständig zu machen?
  • Inwiefern ist die Lage der Wohnung von Bedeutung?

Nachdem die Schüler etwas Zeit hatten, sich mit dem Spiel anhand der Fragen vertraut zu machen, sollten sie im Gesamtplenum besprochen werden, so dass evtl. aufgetretene Probleme und Missverständnisse adressiert werden können.

Auf Basis des so erworbenen grundlegenden Verständnisses können die Schüler ein neues Spiel beginnen. Als Sozialform bietet sich Einzel- oder Partnerarbeit an, bei Kleingruppenarbeit wären zu viele Schüler untätig und könnten sich langweilen. Um dennoch einen gegenseitigen Gedankenaustausch zu ermöglichen, kann gelegentlich eine kurze Phase der Diskussion in Kleingruppen integriert werden. Bei Spielbeginn sollte in den erweiterten Optionen eine um den Faktor 3 erhöhte Ausbildungsgeschwindigkeit eingestellt werden. Ansonsten würde die Phase der Weiterqualifikation zu viel Unterrichtszeit in Anspruch nehmen.[1] Um eine fundierte Reflexion zu ermöglichen und einen fokussierten Spielprozess zu gewährleisten, können die Schüler aufgefordert werden, bereits während des Spiels untenstehende Fragen zu beantworten.

Nach der Spielphase gilt es, sich die im Spiel gewonnenen Erkenntnisse bewusst zu machen, mit dem Vorwissen zu verknüpfen, sie zu systematisieren und zu vertiefen. Dies kann unterstützt werden anhand von Leitfragen wie:

  • Was erscheint Ihnen an TGL (un)realistisch?
  • Was haben Sie beim Spielen gelernt?
  • Wie sind Sie mit dem Problem der knappen Zeit und des begrenzten Gelds umgegangen?
  • Welche Herausforderungen gab es noch im Spiel? Wie sind Sie damit umgegangen?
  • Von welchen Gedanken haben Sie sich bei der Wahl des Berufs bzw. der Berufe leiten lassen?
  • Sind Sie eine Partnerschaft eingegangen oder haben Sie eine Familie gegründet? Warum (nicht)? Falls ja, zu welchem Zeitpunkt?
  • Warum ist es sinnvoll, überschüssiges Geld anzulegen? Welche Möglichkeiten gibt es hierfür? Welche Vor- und Nachteile weisen diese Anlageoptionen auf?
  • Anhand welcher Kriterien haben Sie sich für bestimmte Aktien entschieden?
  • Wie unterscheidet sich die Gründung und das Führen eines Unternehmens im Spiel von der Wirklichkeit? Anknüpfend an diese Frage können zahlreiche betriebswirtschaftliche Inhalte vertieft werden.


[1] Alternativ hierzu lässt sich auch ein niedriger Schwierigkeitsgrad einstellen. Damit gehen bei der Charaktererstellung mehr Priviledge Points einher, die gleich zu Beginn einen Studienabschluss zur Verfügung stellen würden. Allerdings geht damit gleich ein hohes Einkommen einher, wodurch die besonderen Herausforderungen aufgrund knapper Mittel kaum zum Tagen kämen. Eine dritte Option besteht darin, den Schülern nach einigen Runden des freien Spiels eine gespeicherte Datei zur Verfügung zu stellen, bei der bereits ein Studium absolviert wurde.

tgl-arbeitsblatt (PDF, 43,15 KB)
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