Farm Manager 2018 (FM)

Kurze Spielbeschreibung

Bei Farm Manager 2018 (FM) errichtet und betreibt der Spieler einen Bauernhof bzw. ein Agrarunternehmen mit sehr vielen Freiheitsgraden. So können unterschiedlichste Nahrungsmittel angebaut, Tiere gehalten sowie weiterverarbeitete Lebensmittel hergestellt werden. Darüber hinaus lassen sich erhebliche Gewinne mit dem Betrieb von Windkraftwerken und dem Handel von Agrarprodukten erzielen.

FM ist vergleichsweise leicht zu erlernen und bietet angesichts der zahlreichen Spielmöglichkeiten hinreichenden Langzeitspielspaß. Das Verhältnis von Spielzeit zu möglichen Lerneffekten ist bei FM vergleichsweise günstig, da ihm eine gute Mischung aus Wirtschafts- und Landwirtschaftssimulation gelingt. Insofern ist sein Einsatz im fächerübergreifenden Unterricht mit Biologie vertretbar. Mit hinreichender Unterstützung könnte FM auch bereits zum Ende der Primarstufe im Sachunterricht verwendet werden.

FM läuft ohne Internetverbindung auf PC mit moderater Hardware. Das Spiel ist bei Steam für 20 Euro (reduziert für 5,40 Euro) erhältlich.

 

 

Kompetenzbereiche

 

  A) Entscheidung und Rationalität

 ++

  B) Beziehung und Interaktion

 

  C) Ordnung und System

 

 

 

Kategorien

 

Arbeitsteilung/Kooperation

 ++

Effizienz/Kosten-Nutzen-Denken

++ 

Knappheit

 +

Opportunitätskosten

 ++

Rationalität

 +

Wachstum

 +

Bezug zu anderen Domänen:

 Biologie (+++)

Erläuterung

+ wenig    ++ mittel    +++ viel

fm beschreibung-anleitung-strategien (PDF, 572,46 KB)
Lernpotenzial 

Indem FM den Spieler in die Rolle eines Managers versetzt, bezieht es sich vor allem auf ökonomisch geprägte Lebenssituationen von Unternehmern. Dadurch und wegen der Auseinandersetzung des für viele Schüler vermutlich fremden Tätigkeitsbereichs von Landwirten leistet FM einen Beitrag zur Berufsorientierung.

Mit seiner Fokussierung auf unternehmerische Problemstellungen, die strategisches Denken und zahlreiche Entscheidungen einfordern, vermag FM Kompetenzen aus dem Bereich ‚Entscheidung und Rationalität‘ zu fördern.

Die Auseinandersetzung mit FM kann zu einem besseren Verständnis vieler ökonomischer Denkschemata und Kategorien beitragen. Dies wird bereits an der grundlegenden strategischen Frage deutlich, ob sich der Spieler auf einen bestimmten Bereich fokussieren[1] oder eine möglichst vollständige Integration der Wertschöpfungskette vom Pflanzenanbau über die Tierzucht hin zu deren Weiterverarbeitung betreiben soll. Intuitiv dürften sich viele Spieler für die Integration entscheiden. Dies ist jedoch nur sinnvoll, wenn es an geeigneten Koordinationsmechanismen mangelt und Transaktionskosten hoch sind. Da die Märkte in FM jedoch gut funktionieren,[2] können die Effizienzvorteile, die mit Spezialisierung und Arbeitsteilung einhergehen genutzt werden, etwa in Form von effizienzsteigernden Investitionen (z.B. Maschinen, Verarbeitungsbetriebe oder Schulungen), die sich vor allem bei hoher Auslastung lohnen. Auf Effizienz gilt es jedoch auch in anderen Situationen zu achten, beispielsweise bei der Frage, welche Pflanze angebaut werden sollte oder beim Handel, bei dem Sonnenblumenkerne und Getreide eine ähnliche Gewinnspanne aufweisen, aber erstere für einen bestimmten Kaptaleinsatz aufgrund ihres höheren Preises weniger Lagerplatz in Anspruch nehmen. Bei der Frage, wo Gebäude und Felder angesiedelt werden, sollten ebenfalls Effizienzgesichtspunkte berücksichtigt werden, so dass möglichst wenige unnötige und zeitintensive Wege anfallen.

Wegen der Marktpreise sind auch Opportunitätskosten und zugehörige Verständnisdefizite leicht identifizierbar. Beispielsweise vernachlässigt eine typische Argumentation wie ‚meine Kühe produzieren Mist, deswegen sollte ich Felder anbauen, so dass ich ihn als Dünger verwenden kann‘ die Möglichkeit, das Produkt zu verkaufen. Die Verwundung des Mists als Dünger ist also nicht umsonst, sondern so teuer wie der jeweilige Marktpreis. Ein Verständnis der Opportunitätskosten sowie eines optimalen Kosten-Nutzen-Verhältnisses kann sich auch aufgrund der Knappheit von Land und vor allem Kapital ergeben. So gibt es in FM zwar zahlreiche rentable Investitionsmöglichkeiten, allerdings das Eigenkapital genauso begrenzt wie der Zugang zu verzinsendem Fremdkapital. Beispielsweise steht Geld, das in Windkraftwerke investiert wurde, nicht mehr für spekulative Handelsgeschäfte zur Verfügung.[3]

Vor allem bei der Fokussierung auf spekulativen Handel, aber auch bei der Ausrichtung auf Windkraftanlagen, wird der exponentielle Charakter des Wachstums deutlich, wenn die Gewinne gleich reinvestiert werden und sich in kurzer Zeit vervielfachen.

Das sehr lukrative Betreiben eines Schlachthofs kann ethische Fragen aufwerfen. Zwar wird das Töten der Tiere nicht gezeigt, aber bereits das Verschwinden der Tiere aus dem Stall vermag ein ungutes Gefühl beim Spieler auszulösen. Entsprechend kann sich jeder Spieler die Frage stellen, ob er zur Gewinnmaximierung reihenweise Tiere töten möchte oder ob er zulasten des Gewinns andere Tätigkeiten bevorzugt.

 

Unreflektiertes Spielen von FM kann zu Fehlkonzepten führen. So ist es auch im höchsten Schwierigkeitsgrad sehr einfach viel Geld zu verdienen, ohne nennenswerte Risiken eingehen zu müssen. Hierfür müssen lediglich die beschriebenen Strategien des Schlachtbetriebs, Handels oder der Windkraftanlagen umgesetzt werden. Hierdurch können unternehmerische Herausforderungen deutlich unterschätzt werden. Außerdem ist der sehr berechenbare Handel unrealistisch, was zu falschen Vorstellungen über Marktprozesse führen kann. Grundsätzlich ist zwar plausibel, dass die Preise zur Erntezeit aufgrund des erhöhten Angebots deutlich niedriger sind als einige Zeit danach. Allerdings wäre aufgrund externer Einflüsse wie wetterbedingten Ernteschwankungen oder verändertem Nachfrageverhalten mit größerer Variation bei den Preisen zu rechnen. Vor allem aber sind die möglichen Gewinnspannen deutlich zu hoch; in der Realität würde dies zu verstärkten Arbitragegeschäften[4] und damit sinkenden Preisschwankungen und Gewinnspannen führen.

Auch im biologischen Bereich des Spiels finden sich vereinfachende Mechanismen, die zu falschen Vorstellungen führen können. Beispielsweise bleibt der Boden in FM über Jahre hinweg fruchtbar, auch wenn immer die gleiche Pflanze angebaut wird. In der Realität wären jedoch Gesichtspunkte der Fruchtfolge zu beachten.


[1] Dies entspricht dem Managementkonzept der Konzentration auf die Kernkompetenzen

[2] So ist die Liquidität hoch bzw. es gibt keine Angebots- und Nachfrageüberschüsse. Außerdem ist die Preisspanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis niedrig.

[3] Entsprechend wären die entgangenen Gewinne der Windkraftwerke die Opportunitätskosten bzw. der ‚Preis‘ für Handelsgeschäfte und umgekehrt.

[4] Viele Akteure würden Güter in Zeiten niedriger Preise kaufen um sie später bei hohen Preisen verkaufen zu können. Dadurch steigt jedoch die Nachfrage und somit der Preis in (bisherigen) Niedrigpreisphasen, während die Preise in Hochpreisphasen aufgrund des dann erhöhten Angebots nicht mehr so stark ansteigen.

Einsatz für Lehr-Lernzwecke

Der Einsatz von FM im Wirtschaftsunterricht ist angesichts seines wirtschaftlichen Lernpotenzials vertretbar, wobei über eine Kooperation mit der Biologielehrkraft nachgedacht werden sollte. Bei hinreichender Betreuung könnte FM ggf. auch im Sachunterricht zum Ende der Grundschule verwendet werden.

Auf das im Spiel enthaltene, recht umfangreiche Tutorial kann aus Zeitgründen gut verzichtet werden, zumal es den Spieler sehr eng führt und ihm kaum Freiräume für eigene Entscheidungen überlässt. Ohnehin sind die wesentlichen Spielmechanismen recht intuitiv zu erlernen. Stattdessen bietet sich zum Kennenlernen von FM an, zunächst ein freies Spiel auf leichtem Schwierigkeitsgrad mit hohem Startkapital zu beginnen und den Schülern etwas Zeit zu geben, um sich mit Experimentieren, Auszügen aus der Spielbeschreibung (s.o.) und ggf. flankierenden Unterstützungsmaßnahmen durch die Lehrkraft mit dem Spiel vertraut zu machen. Hierfür bietet sich Kleingruppenarbeit an, so dass sich die Schüler innerhalb der Gruppe unterstützen können. Darüber hinaus sollten sie durchaus auch ermutigt werden, den Austausch mit Mitgliedern anderer Kleingruppen zu suchen.

Nachdem die Schüler in kurzer Zeit die wichtigsten Aspekte des Spiels kennengelernt haben, bietet sich ein Neustart an, bei dem FM wieder in Kleingruppen gespielt wird. Hierfür kommen vor allem zwei Varianten in Frage:

  • - Freies Spiel ohne Vorgabe einer Strategie
  • - Verschiedene Gruppen sollen unterschiedliche Strategien verfolgen

In jedem Fall sollen die Schüler angehalten werden, bedacht zu spielen und dabei ihre Überlegungen, Beobachtungen und Erkenntnisse für die spätere Reflexion schriftlich festzuhalten. Dies kann unterstützt und systematisiert werden, indem sie bereits während der Spielphase eine Auswahl der Fragen der folgenden Reflexionsphase erhalten.

Die Gesamtreflexion erfolgt auf Basis der Aufträge und Fragen der Spielphase wie beispielsweise:

  • Welche Strategien waren erfolgreich, welche nicht? Was sind die Gründe hierfür?
  • Was wäre unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung eine empfehlenswerte Strategie? Aus welchen Gründen habt ihr euch evtl. für eine andere Vorgehensweise entschieden?[2]
  • Worauf gilt es unabhängig von der gewählten Strategie noch zu achten, um Erfolg zu haben?
  • Wenn ihr FM erneut spielen könntet, was würdet ihr anders machen?
  • Was habt ihr durch FM gelernt?
  • Was hat euch an FM gefallen, was nicht? Wie könnte das Spiel verbessert werden?
  • Welche Elemente des Spiels sind unrealistisch? Wie stellt sich die Situation in der Wirklichkeit dar? Je nach Lerngruppe kann es hierbei nötig sein, Impulse zu setzen, etwa durch einen Hinweis auf die großen und risikofreien Gewinnspannen beim Handel.

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